Möchte man in ein optisches Messprojekt mit GOM Inspect weitere Messungen, die aus hochgenauen, aber eindimensionalen taktilen Geräten stammen, integrieren um z.B. hochgenaue Toleranzen Forderungen erfüllen zu können, geht man wie im folgenden beschrieben vor.
Manche Kundenzeichnungen tragen für die Mehrzahl der zu Prüfenden Elemente Toleranzen, die im Bereich z.B. 0,1 ... 0,2 mm liegen, jedoch für einige wenige Merkmale hochgenaue Toleranzen wie h6 (ISO Passung Einheitswelle), z.B. bei einem Stift von 12 mm Durchmesser ein Toleranzfeld von nur 11 µ ( 0 / -0,011 ).
Toleranzangabe für Merkmale in einer Zeichnung
In diesem Fall sollen zwei Stifte im Durchmesser geprüft werden, die bei einem Nennmaß von 18,75 mm die h6 Toleranz von 13 µ ( 0 / -0,013 ) aufweisen, was für die meisten optischen Scanner ein zu kleines Toleranzfeld ist.
Die meisten anderen Elemente, die der Kunde geprüft haben möchte, liegen in größeren Dimensionen. Hier stellt sich für den Messtechniker das Problem, dass ein größeres Messfeld auch höhere Messstreuung bedeutet. Und die ist dann zu groß für die beiden hochgenauen Stifte.
Ein handelsübliches Mikrometer mit Digitalanzeige
Eine Lösung dieser Situation wäre also eine manuelle Messung des Stiftdurchmessers mit Hilfe eines Mikrometers. Diese 1D Messgeräte sind sehr gebräuchlich und zuverlässig, die guten von ihnen liefern Ergebnisse mit sehr kleinen Streuungen um die 1 µ oder kleiner.
Ein namhafter Hersteller dieser Geräte ist die Familienunternehmen Mahr aus Esslingen, das seit über 160 Jahren hochgenaue Messmittel herstellt.
Wie kann man aber ohne großen Aufwand eine solche taktile Messung in ein optisches GOM Inspect Projekt 'einbauen' ?
Nominaler Zylinder Datum C1 ohne Messprinzip
Nehmen wir an, wir möchten einen Zylinderstift namens 'Datum C1' prüfen.
Wir erstellen ihn als nominales Auto-Element aus dem CAD mit den Befehlen 'Konstruieren/Zylinder/Auto-Zylinder (nominal)'. Über die Eigenschaften (Tab-Taste) weisen wir ihm eine bestimmte Länge zu, z.B. 10 mm, da er vom Programm standardmäßig auf 1 mm Länge gesetzt wird.
Da er noch kein Messprinzip besitzt, wird er zunächst rot angezeigt, und erhält die roten Symbole, die uns darauf hinweisen, dass seine Erstellung noch nicht abgeschlossen ist.
Erstellen des manuellen Punkt-Richtung-Zylinders
Nun prüfen wir den Durchmesser des Zylinders am Bauteil mit Hilfe der Bügelmessschraube (Mikrometer), mit dem Ergebnis 12,007 mm. Wir notieren diese Länge.
In GOM Inspect erstellen wir dann einen weiteren Zylinder, über das Menü 'Konstruieren/Zylinder/Punkt-Richtung-Zylinder'.
Für die Konstruktionselemente klicken wir zwei mal auf den bereits vorhandenen nominalen Zylinder Datum C1.
Für die Größe 'Radius als Wert' geben wir nun den vorher notierten Wert des Durchmessers / 2 = 6,0035 mm ein und klicken auf 'Erstellen und Schließen'.
Konvertieren des manuellen Zylinders in ein Ist-Element
Als Nächstes konvertieren wir den gerade erstellten manuellen Zylinder in ein Ist-Element über die Befehlsreihe 'Operationen/Elemente/Konvertieren in Ist-element'.
Daraufhin wechselt der manuelle Zylinder C1 12,007 manual die Farbe und wird grün, der er nun ein Ist-Element geworden ist. Sein Label ist verschwunden, daher machen wir es über die Eigenschaften wieder sichtbar.
Nominaler Zylinder ohne Messprinzip (rot) und Ist-Zylinder (grün)
Um nun dem nominalen Zylinder Datum C1 ein Messprinzip zuzuweisen, öffnen wir I-Inspect und wählen aus der Liste der Messprinzipien 'Ist-Element zuordnen', und sodann aus der Liste den soeben erstellten Zylinder C1 12.007.
Durchmesserprüfung
Abschließend genügt es für die neue Soll-Ist-Paarung eine Durchmesserprüfung herzustellen.
Über I-Inspect wählt man für das Element 'Datum C1' die Prüfung 'Durchmesser', die man entsprechend eloquent benennt.
Daraufhin speichert man das Ergebnis in einer Reportseite, welche man mit einem aussagekräftigen Kommentar ergänzt, um auf die Besonderheit der hier erfolgten Messung hinzuweisen.
Dieser Workflow lässt sich in einem GOM Inspect Projekt beliebig oft für ähnliche, hochgenaue Messungen wiederholen. Er bietet eine flexible Ergänzung innerhalb eines Prüfprojektes für die Standardprüfmethoden, die auf Best-Fit und Selektionsprinzipien der Punktwolken der optischen Messung beruhen.